TV-Serien Review

Monday, November 20, 2006

Die Abgesetzten

Nicht jede tolle TV-Serie hat auch ein grosses Publikum. Und wenn nicht genügend Leute einschalten, wird die Serie abgesetzt. In diesem Post will Ich einige der Abgesetzten auch den deutschsprachigen Serien-Junkies näher bringen.

1. Firefly (Link ) (2002, 15 Folgen und ein Kinofilm)

Eine Science-fiction Serie ohne Aliens aber dafür mit Cowboys, mit Pistolen statt Laserstrahlen und geflucht wird auf chinesisch. Das muss doch ein Hit werden....

Wurde es leider nicht. FOX sendete die einzelnen Episoden in unregelmässigen Abständen und in der falschen Reihenfolge (der Pilotfilm wurde z. B. erst 3 Monate nach der Premiere ausgestrahlt). Das deshalb so wichtig, weil Firefly nicht einfach irgendwelche Weltraumschlachten mit tollen Special-Effects zeigt, sondern eine richtige Geschichte erzählen will. Dieser Geschichte kann man aber nur richtig folgen, wenn man sie richtig erzählt.

Ca. 500 Jahre in der Zukunft ist die Erde unbewohnbar. Die Menschen leben auf unzähligen Planeten in verschiedenen Sonnensystemen. Die Planeten die nahe am Zentrum sind, werden von der Allianz (eine Art übermächtige, fast totalitäre Regierung) kontrolliert. Die äusseren Planeten wollten lieber in Freiheit und Unabhängigkeit existieren, was zu einem Krieg führte, den die Allianz gewann. Heute führt der ehemalige Wiederstandskämpfer ("Browncoats") Captain Malcolm Reynolds ein Leben in seinem eigenen Raumschiff, möglichst weit weg von der Allianz. Um zu überleben, nimmt er halb-kriminelle Jobs an. Seine Crew besteht zu Beginn aus Zoe Washburne, seiner ehemaligen Kriegskameradin, deren Ehemann Hoban "Wash" Washburne, der Pilot des Raumschiffs, der Mechanikerin Kaywinnit Lee 'Kaylee' Fryesowie sowie Jayne Cobb, einem Söldner, dessen Loyalität käuflich ist. Zu Beginn nehmen sie ein paar Leute mit, die die Crew für nützlich hält: Simon Tam, ein junger Arzt sowie Derrial Book, ein Priester. Hin und wieder stösst die Edel-Prostituirte Inara Serra hinzu.

Wie die Crew dann erfährt, ist Simon Tam mit seiner Schwester River, die er im Gepäck versteckt hatte, auf der Flucht vor der Allianz. Die Allianz führt nämlich geheime Experimente mit seiner hochbegabten Schwester durch. Nun setzt die Allianz alles daran, sie wiederzufinden.

Die Geschichte die in Firefly erzählt wird, ist eine Geschichte über die Freiheit nach der jeder Mensch strebt, selbst wenn er in den unendlichen Weiten des Weltraums lebt. Der Titelsong drück es wohl am besten aus:

"Take my love, take my land, take me where I cannot stand. I don't care I'm still free, you can't take the sky from me. Take me out to the black, tell them I ain't coming back. Burn the land and boil the sea, you can't take the sky from me......There's no place I can be since I found Serenity, you can't take the sky from me."

Ich könnte jetzt hier die gesamte Geschichte erzählen aber mir wäre es lieber wenn sich ein paar Leute die DVD besorgen würden.

Die Charaktere sind alle vielschichtig, die Geschichten voller Ironie und Anspielungen auf die heutige Zeit. Um die Geschichte abzuschliessen wurde sogar noch ein Kinofilm (Serenity) gedreht.

Diesen Film sollte man sich aber erst nach der Serie ansehen.

2. Wonderfalls (Link) (2004, 14 Folgen)

Jaye Tyler ist Mitte 20, hat studiert, ist ziemlich intelligent und kommt aus gutem Hause. Eigentlich sollte sie ein tolles Leben führen. Derzeit arbeitet sie aber in einem Souvenirladen bei den Niagarafällen und wohnt in einem Wohnwagen. Im Souvenirladen wird nicht sie sondern ihr wesentlich jüngerer, verpickelter Mitarbeiter Alec (Spitzname "Mouth-Breather") befördert, was ihre Stimmung nur noch weiter verschlechtert. Ihr Leben kriegt erst eine Wendung, als ein Wachs-Löwe (aus einem Geschenke-Automaten) plötzlich mit ihr spricht. Der Löwe gibt ihr Anweisungen die sie nur sehr ungern befolgt, da die Anweisungen für sie meist peinlich bis schmerzhaft sind. Allerdings führen ihre Taten dazu, dass es anderen Menschen dann irgenwie besser geht (was diese meistens für einen Zufall halten). In den späteren Folgen erhält sie immer wieder neue Anweisungen von anderen "Tieren". Die Hintergründe bleiben im Dunkeln. Jaye weiss nicht, ob Gott mit ihr spricht oder ob sie verrückt geworden ist. Und dann ist da noch Eric, der neue Barkeeper, der gerade versucht, von seiner untreuen Ehefrau loszukommen. Jaye und Eric sind füreinander bestimmt, das wird schnell klar, doch Jayes "Tiere" kommen immer wieder dazwischen...

Die ständig miesgelaunte Jaye wird von der Kanadierin Caroline Dhavernas gespielt. Sie ungefähr das, was Kristen Bell für Veronica Mars ist: Die tragende Figur. Sie spielt die unzufriedene Jaye äusserst liebenswert und überzeugend. Die Geschichten sind einfach zum Totlachen und mit Jayes Lebensituation kann sich fast jeder 20 bis 25 Jährige identifizeren. Diese Serie zeigt wunderbar auf, wie man mit wenig Geld grosse Unterhaltung produzieren kann.

3. Arrested Development (Link) (2003-2006, 53 Folgen)

Die wahrscheinlich witzigste Sitcom aller Zeiten. Unter anderem dieser Serie haben wir es zu verdanken, dass das Hintergrundlachen heutzutage kaum noch zu hören ist.

Michael Bluth freut sich schon auf den Moment, wenn ihm sein Vater George endlich die Geschicke des Familienunternehmens anvertraut. Schliesslich ist Michael der einzige der Familie, der etwas aus seinem Leben gemacht hat. Alle anderen jagen irgendwelchen Träumen nach (z. B. Zauberer werden wie sein Bruder George Oscar Bluth, kurz GOB genannt) oder sie leben nur vom Vermögen der Familie (Mutter Lucille, Schwester Lindsay). Doch aus Michaels Plänen wird nichts, denn Vater George übergibt die Firma seine Fraum Lucille und dann taucht die Börsenaufsicht mit eine SWAT-Team auf, beschlagnahmt alle Besitztümer und verhaftet George Bluth. Nun muss Michael die Familie zusammenhalten, ob es ihm passt oder nicht.

Die Geschichte der Familie Bluth wird im Stile einer Dokumentation (inkl. Erzähler aus dem Off) präsentiert. Des Tempo (und auch die Pointendichte) ist extrem hoch, viele Anspielungen entdeckt man erst, wenn man genau hinsieht. Highlights sind u. a. die unfreiwillig komischen Äusserungen von Lindsays Ehemann Tobias und der Gastauftritt von Charlize Theron als Michaels neue Freundin. Auch Michael Cera überzeugt in der Rolle als Michaels schüchterner, unsicherer Sohn George Michael.

Der grösste Unterschied zu einer "normalen" Sitcom ist aber die kontinuierliche Handlung. Einzelne Episoden anzuschauen genügt nicht, man muss von Anfang an dabei gewesen sein. Also DVD besorgen!