TV-Serien Review

Tuesday, October 24, 2006

Meine Nummer 3: 24

Das Konzept von 24 ist schnell erzählt: Ein US-Geheimagent, Jack Bauer, kämpft ohne Skrupel gegen skrupellose Terroristen. Dabei muss es immer ganz schnell gehen und meistens ist Jack Bauer auch noch persönlich betroffen.

24 läuft demnächst in der 6. Staffel, die Serie läuft weltweit erfolgreich, die DVD verkauft sich ebenfalls hervorragend... Wieso eigentlich?

Kiefer Sutherland spielt den Agenten Jack Bauer nicht, er IST Jack Bauer. Wohl kaum ein Schauspieler wird derzeit so mit seiner Rolle verbunden wie er.

Die Handlung ist lässt sich zwar meistens auf "Jack gegen den Rest der Welt" vereinfachen, aber das Tempo der Serie ist so dermassen hoch, dass man kaum auf die Idee kommt, dass Jack es ja irgendwie hinkriegen wird.

Der Titel "24" kommt davon, dass jede Staffel 24 Folgen hat und in "Echtzeit" abläuft. Eine Staffel dauert also genau einen Tag. Um die Spannung zu erhöhen wird zwischendurch auch noch die Uhrzeit eingeblendet. Allerdings hat dies zur Folge, dass die Handlung z. T. ziemlich unrealistisch wird. So gerät Jack Bauer nie in einen Stau, muss nie ausserhalb von Los Angeles arbeiten und alle Bomben detonieren immer um xx:59 Uhr.

"24" lebt vor allem von Action, Schiessereien, "Leben oder Tod" Situationen, Doppelagenten (es gibt immer einen in der CTU!) und technischen Spielereien. Den Produzenten gelingt es immer wieder, die Spannung aufzubauen und sich neue, noch extremere Situationen auszudenken in die Jack Bauer gerät.

Bei "24" wird es in keiner Sekunde langweilig, solange man bereit ist, sein Gehirn für 40 Minuten pro Folge abzuschalten und sich vom Adrenalin steuern zu lassen.

Update: Kürzlich wurde ein neuer Trailer zur 6. Staffel präsentiert.

Meine Nummer 2: Veronica Mars

Diese Serie kennt fast niemand in der Schweiz. Das ist sehr Schade. Denn Veronica Mars ist die legitime Nachfolgerin von "Buffy the Vampire Slayer" (Buffy - Im Bann der Dämonen).

Die kleine Gemeinde "Neptune" liegt an der kalifornischen Pazifikküste. Neptune ist die Heimat der Reichen und noch Reicheren. Softwaremillionäre, ehemalige Profi-Sportler und Schauspieler leben hier Tür an Tür (oder besser Villa an Villa). Wer auf die örtliche Neptune High School geht (wie die zu Beginn der Serie 17-Jährige Veronica Mars), dessen Eltern sind entweder Millionäre oder sie arbeiten für Millionäre. Veronica gehörte früher zu den Privilegierten: ihr Vater war der Sheriff und hatte so trotz geringem Gehalt grosses Ansehen, ihr Freund war Duncan Kane, Sohn eines Software-Millionärs. Hier gibt's eine nette Einführung:



Doch für Veronica hat sich einiges geändert: Ihr Freund will nichts mehr von ihr wissen, ihre beste Freundin Lilly Kane (Schwester von Duncan) wurde unter mysteriösen Umständen ermordet und ihr Vater verlor im Zuge der Ermittlungen seinen Job und ihre Mutter hat urplötzlich die Stadt verlassen. Jetzt arbeitet ihr Vater, Keith Mars, als Privatdetektiv und Veronica hilft mit, auch wenn ihr Vater nicht immer damit einverstnden ist. Veronica will unbedingt aufklären, wer ihre Freundin Lilly wirklich umgebracht hat, denn die offizelle Version findet sie unglaubwürdig. Ihr Vater ist ihr keine Hilfe, da er mit der Sache nichts mehr zu tun haben will.

Die Serie lebt vor allem von der Hauptdarstellerin Kristen Bell, den tollen Drehbüchern, einer brillianten visuellen Umsetzung und einer passenden Musikauswahl. Zu Beginn ist die Erzählweise mit den vielen Rückblenden etwas gewöhnungsbedürftig, aber mit der Zeit gibt es immer weniger davon und wir erfahren immer mehr über die wahren Hintergründe über den Mord an Lilly Kane (wird am Ende der ersten Staffel aufgeklärt).

Der Stil erinnert an einen Roman von Raymond Chandler: Veronicas Kommentare aus dem Off, die Detektivarbeit in dunklen Nebengassen, die düsteren Geheimnisse der Oberschicht...

Jede Staffel hat eine übergeordnete Geschichte (Wer hat Lilly Kane getötet in Staffel 1), jede einzelne Folge hat ausserdem ein "Crime of the week", dass es aufzuklären gilt. Diese Geschichte ist meistens harmlos, bietet aber einen wichtigen Einblick in die Welt von Neptune, California.

Ein Highlight (aber nur in der englischen Originalversion) sind die vielen Anspielungen auf Filme, Musik und sogar Musicals in den Dialogen.

Die Figur von Veronica Mars ist wunderbar geschrieben und wird von Kristen Bell einfach überragend gespielt. Die anderen Schauspieler verblassen daher leicht neben ihr.

Wie zu Beginn gesagt ist Veronica Mars die legitime Nachfolgerin von "Buffy". Zwar hat Veronica keine Superkräfte und es tauchen keine Dämonen oder Vampire auf, aber Veronica ist eine starke Persönlichkeit wie auch Buffy. Selbst der Schöpfer von "Buffy", Joss Whedon, hält Veronica Mars für die momentan beste Serie im TV. Diese Lob hat ihm übrigens eine kleine Rolle eingebracht (zu Beginn der 2. Staffel). Ausserdem spielen Charisma Carpenter und Allyson Hannigan in einigen Folgen als Gäste mit.

Veronica Mars ist für alle die schon "Buffy" toll fanden und mit "O.C." nichts anfangen können (wie mich). Inzwischen ist Veronica Mars in der 3. Staffel und erfreut sich immer grösserer Beliebtheit.

Meine Lieblingsserie: Lost

Hier stimmt einfach alles: Die richtige Mischung aus guten Schauspielern, eine tolles Team von Autoren, eine grossartige (und teure) technische Umsetzung und vor allem eine tolle Story.

Geschichte: "Lost" erzählt die Geschichte der Überlebenden des Absturzes von Oceanic Flug 815. Ihr Flugzeug war auf dem Weg von Sydney nach Los Angeles, als es in Turbulenzen geriet, auseinander brach und abstürzte. Dieser Absturz ist der Beginn der Serie.

Na und? Mögen sich einige fragen. Das reicht doch höchstens für ein paar Folgen.

Der Clou an der Geschichte ist, dass unsere Überlebenden nicht gefunden werden. Sie sitzen auf einer Insel irgendwo im Pazifik fest und merken bald, dass auf dieser Insel merkwürdige Dinge geschehen, z. B. lauert in den Wäldern ein Monster, das noch niemand gesehen hat. Aussserdem werden sie von einem Eisbären angegriffen.

Aber dies ist nur die eine Hälfte der Geschichte.

In Rückblenden wir erzählt, weshalb die einzelnen Überlebenden überhaupt im Flugzeug waren und weshalb sie sich auf der Insel so verhalten. Zu den Überlebenden gehört Jack Shephard, ein Chrirurg der schnell zu Anführer der Gruppe wird. Er war im Flugzeug um seinen kürzlich verstorbenen Vater zurück nach Los Angeles zu bringen.
Ebenfalls dabei war Kate Austen, die zuvor jahrelang auf der Flucht vor der Polizei war und von einem Marshall zurück in die Staaten gebracht werden sollte.

Ich könnte jetzt Seitenweise über alle Charaktere auf der Insel schreiben, aber das haben einige Leute auf der Lostpedia schon getan.

Das Besondere an dieser Serie ist die "Langsamkeit". Am Ende der ersten Staffel (25 Folgen) sind die Überlebende gerade mal 48 Tage auf der Insel, am Ende der 2. Staffel sind es 65 Tage. Die Charaktere werden wunderbar entwickelt, ihre Beziehungen werden vertieft. Hinzu kommen unzählige Details, wie z. B. Hinweise auf Literatur, Beziehungen der Überlebenden vor dem Absturz etc. die jede einzelne Szene dieser Serie unglaublich wichtig machen.

Kritiker bemängeln, dass die Serie inzwischen (Beginn 3. Staffel) viel zu viele Charaktere hat und man der Handlung nur noch schwer folgen könne. Dem entgegne ich, dass die Serie sowieso eher auf DVD statt im Fernsehen verfolgt werden sollte. So kann man nämlich einzelne Zusammenhänge entdecken, die man bei einem wöchentlichen Rhythmus wohl verpassen würde (z. B. dass der Vater von Shannon und Boone stirbt, weil sich Jack in der Notaufnahme entscheidet, Sarah zu behandeln, was wiederum dazu führt dass er Sarah überhaupt kennenlernen und heiraten kann).

Ein weiterer Pluspunkt für "Lost" ist ausserdem, dass die Serie "on location" auf Hawaii gedreht wird (genau genommen wird ausschliesslich auf Hawaii gedreht). Dieser Umstand verleiht den Szenen im Urwald und am Strand eine wesentlich intensivere Atmosphäre.

Alles in allem ist "Lost" für mich beste Serie, weil die Autoren den Mut hatten, einige Konventionen wie z. B. eine abgeschlossene Handlung für jede Folge oder max. 7 Charaktere zu sprengen. Bisher haben sie es immer wieder geschafft, die Fans mit neuen Wendungen und Rätseln vor den Fernseher zu locken. Zwar werden die Fernsehmacher in den USA versuchen, dieses Konzept zu kopieren (z. B. the nine), allerdings ist dies mit einem grossen finanziellen Aufwand verbunden. "Lost" ist nicht umsonst die teurste Serie überhaupt.

Also nur um einiges klarzustellen: Ich schreibe hier nur über US-TV-Serien!

Meine Favoriten, die in den folgenden Tagen hier kurz diskutiert werden, sind:

1. Lost

2. Veronica Mars

3. 24

Diese Auswahl zeigt auch meinen Geschmack klar auf.

Eine gute Serie braucht vor allem mehrere gute Storylines. Dazu ein paar zumindest passable Schauspieler (oder zumindest sollten die passenden Schauspieler für die richtigen Rollen ausgwählt werden). Ausserdem benötigt man ein Konzept, wie die Serie visuell/stilistisch umgesetzt werden soll. Danach kommen so Sachen wie Special Effects, Gast-Stars etc.

Über viele andere Serien (z. B. alle CSIs und Law & Order) werde ich später schreiben. Meine Kommentare beziehen sich immer auf die aktuellen Folgen aus den USA, Ausnahmen werden gekennzeichnet.

Vom Autor von der Mess-anger...

An dieser Stelle blogge ich über meine liebsten TV-Serien. Sei gewarnt vor möglichen Spoilern!